Die Nuss vom Schwarzen Meer

Im Westen Georgiens wachsen seit jeher Haselnusssträucher. Doch den Bauernfamilien fehlt häufig das nötige Wissen, um ihre Nüsse mit Gewinn verkaufen zu können. HEKS unterstützt die Landwirte in dieser Region seit vielen Jahren. Nun sind die Haselnüsse zertifiziert und werden über den fairen Handel in Europa verkauft – auch in der Schweiz.

Der Haselnussanbau ist ein wichtiger Zweig der georgischen Landwirtschaft. Die Projektgebiete Samegrelo, Guria und Imereti gehören dabei zu den führenden Regionen. In den letzten Jahren entwickelten sich die Haselnüsse zu einem wichtigen Exportgut für Georgien – mit echtem Potenzial für ein weiteres Wachstum. Die Haselnuss ist nicht nur in Bezug auf die georgische Exportwirtschaft, sondern auch für den einheimischen Arbeitsmarkt eine der wichtigsten Kulturpflanzen: Rund 107 000 Haushalte sind in der Haselnussproduktion tätig.

HEKS und das faire Haselnuss- Business

Vor einigen Jahren begann HEKS in Georgien seine Zusammenarbeit mit den Bauernfamilien. Die ProduzentInnen werden dabei unterstützt, die Produktivität ihres Betriebs zu erhöhen, die Qualität der Nüsse zu verbessern, diese zu zertifizieren und zu fairen Preisen zu verkaufen. HEKS arbeitet dazu gleich mit drei verschiedenen Partnern zusammen: der georgischen Nichtregierungsorganisation «ELKANA», die auf den biologischen Anbau und den Marktzugang spezialisiert ist und die Bauernfamilien in der praktischen Arbeit unterstützt, sowie den beiden marktorientierten Firmen «Pakka AG» mit Sitz in Zürich und deren Tochterunternehmen «Pakka Georgia». Sowohl die «Pakka AG» als auch «Pakka Georgia» sind auf den fairen Handel spezialisiert. Mit der Hilfe von HEKS und seinen Partnerorganisationen konnten die Ernteerträge und das Einkommen der Kleinbauernfamilien markant gesteigert werden. Die Hauptziele von «Pakka» in Georgien sind die Erhöhung der Wertschöpfung. direkt bei den Bauern, die Verbesserung der Qualität der georgischen Haselnüsse und damit die Verbesserung der Position auf dem inter-nationalen Markt. Nun hat «Pakka» die zertifizierten Bio-Haselnüsse aus Georgien auch hier in der Schweiz auf den Markt gebracht. «Wir sind die Ersten, die eine Zertifizierung für Haselnüsse in Georgien eingeführt haben», sagt Sabina Schmid, HEKS- Programmbeauftragte für den Südkaukasus. «Diese Massnahme hat die Ernte und das Einkommen der Bauernfamilien verbessert.»

Nüsse zu fairen Preisen

Im Projektgebiet unterstützt HEKS derzeit 700 Familien, die insgesamt im Jahr 2020 rund 250 Tonnen biozertifizierte (und 1200 Tonnen UTZ-zertifizierte*) Nüsse produzierten. Die Bauernfamilien sind in Kooperativen zusammengeschlossen und liefern einen Teil ihrer Nüsse an «Pakka Georgia» zur Lagerung und Verarbeitung. «Pakka Georgia» kauft den Bauern einen Teil der Nüsse zu einem fairen Marktpreis ab und lagert sie kostenlos, bis sie verarbeitet werden.

^*^{_{Die Bezeichnung UTZ steht für nachhaltigen Anbau in der gesamten Anbau- und Lieferkette.}}

In der Fabrik des HEKS-Partners «Pakka Georgia» werden die Haselnüsse sorgfältig sortiert.

Nana Sartania und ihr Mann Londer Lataria mit ihren beiden Kindern. Letztes Jahr haben sie 10 Tonnen Haselnüsse geerntet.

Unterstützung bei Vermarktung

Die langjährige HEKS-Partnerorganisation «ELKANA» ermöglicht den Bauern Ausbildungen in nachhaltiger und ökologischer Landwirtschaft, stärkt die Kooperativen und unterstützt die Familien bei Geschäftsaktivitäten sowie bei der Vermarktung ihrer Haselnüsse. Eine der Familien, die am Projekt teilnehmen, lebt im Dorf Orulu in der Gemeinde Zugdidi. Nana Sartania und ihr Mann Londer Lataria haben dieses Jahr zehn Tonnen Haselnüsse geerntet. «Früher hatte ich grosse Schwierigkeiten, die Nüsse trocken und sicher zu lagern», erzählt Londer Lataria. Ein Teil der Nüsse sei deshalb jeweils verfault. Seit seine Familie in der Bauernkooperative mitwirkt und so den kostenlosen Service der Trocknung und Lagerung in der Partnerverarbeitungsfabrik von «Pakka Georgia» in Anspruch nehmen kann, behalten die Nüsse ihre Qualität und die Familie kann sie zu einem guten Preis an «Pakka» verkaufen. Das sei wirklich eine sehr grosse Hilfe, meint Londer Lataria. Auch für Joni Todua und seine Frau hat sich vieles zum Besseren verändert, seit sie beim Haselnussprojekts mitmachen: «Wir beteiligen uns aus mehreren Gründen», erzählen sie: «Die Hauptmotivation ist sicher der gute Preis, der für zertifizierte Haselnüsse gezahlt wird. Ein weiterer wichtiger Punkt sind die Dienstleistungen zu niedrigeren Kosten, die wir während des Haselnuss-Produktionsprozesses erhalten. Der dritte Faktor sind die kostenlosen Dienstleistungen für die Trocknung und Lagerung der Ernte.» Sehr positiv bewertet Joni Todua auch die Schulungen, an denen sie teilnehmen konnten. «So konnten wir durch das neu erworbene Wissen die Qualität unserer Nüsse und den Ertrag steigern.»

Die zweite Phase des Haselnussprojekts von HEKS läuft voraussichtlich noch bis 2023. Dann werden die Bauernkooperativen in der Lage sein, den Anbau, den Zertifizierungsprozess und die Verarbeitung der Nüsse selber zu organisieren. «Ziel ist es», so Sabina Schmid, «dass die Bauernkooperativen dann den Anbau, den Zertifizierungsprozess und den Verkauf der Nüsse selbst steuern und abwickeln können.»

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